Besuch am CERN und PSI: Kontakt mit Elementarteilchen, Antimaterie und Protonentherapie

Es ist Sonntag, der 6.4. 2014. Um 7.00 startet unser Bus am Wendehammer des WDG. 26 Abiturienten der Physikkurse brechen zu einer Fahrt in die Elementarteilchenphysik auf.

Diese Exkursion zu Beginn der Osterferien führt das WDG mit Unterstützung von Doktoranden der Universität Wuppertal in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge durch.

Der erste Besuch führt uns montags ins Europäische Forschungszentrum CERN in Genf. Da der große Ringbeschleuniger LHC zur Zeit gewartet und erweitert wird, haben wir die einmalige Gelegenheit eines „Underground-Visits“, der uns ermöglicht, den „ATLAS-Detektor“ zu sehen - ein Monstrum von 46 Metern Länge und 25 Metern Höhe, Der ATLAS ist einer der vier Detektoren in dem 27 km langen unterirdischen Ringtunnel. In diesem Ringtunnel werden in zwei Vakuumröhren Protonenpakete in umgekehrter Richtung beschleunigt. Mit unglaublicher Geschwindigkeit rasen sie aufeinander zu und kollidieren. Dabei zerfallen sie in mehrere Elementarteilchen. Genau dieser Effekt führt uns sehr nahe an den Zustand kurz nach dem Urknall zurück. Die bei dem Zerfall freiwerdende Energie entspricht einer ähnlichen Temperatur wie die kurz nach dem Urknall. Staunend standen wir nicht nur vor einer unglaublich beeindruckenden Technik , sondern auch sozusagen am Anfang unserer Welt und das, „was sie im Innersten zusammenhält“. Nicht weniger faszinierend war ein Besuch in der Halle, in der man sich mit Antimaterie befasst- etwas, was man aus Science-Fiction-Filmen kennt. Tatsächlich ist es gelungen, mithilfe von Entschleunigungsvorgängen Antiwasserstoffatome herzustellen, die genau die umgekehrten Eigenschaften eines „normalen“ Wasserstoffatoms haben.

Einen Tag lang bewegten wir uns in einer Welt der „High-end-Technik“, in der wir sahen, wie Wissenschaftler und Studenten aus aller Welt aus reiner Lust an der Forschung arbeiteten.

Dass aber Forschung auch einen „nützlichen Wert“ haben kann, erfuhren wir am folgenden Tag im Paul-Scherrer-Institut bei Zürich. Hier werden Protonenstrahlen für die gezielte Behandlung von Augen- und Gehirntumoren eingesetzt. Diese Therapie ist effektiver als die herkömmliche Photonenbestrahlung, da die Wirkung der Strahlen erst unmittelbar vor dem Tumor einsetzt und somit schonender für das umgebende Gewebe ist. Vor allem der Besuch der Patientenbehandlungsplätze sowie die physikalischen Einrichtungen im Hintergrund haben uns sehr beeindruckt und zu vielen nachdenklichen Gesprächen angeregt.

Nach zwei Tagen intensiver Gemeinschaft und stundenlanger Fachsimpeleien sind Schüler und Begleiter am Mittwoch um 00:30 Uhr wieder auf dem Wendeplatz des WDG zurück.