Geschichte des WDGs

Wettbewerb um die künstlerische Kommentierung der „Pallas Athene“: Jury entscheidet sich für Entwurf von Azra Akšamija

viereinhalb Jahre nach der Podiumsdiskussion mit dem Titel "Soll ein Breker vor einer Schule stehen?“, ist der Wettbewerb zur künstlerischen Kommentierung der  kontrovers diskutierte Skulptur der „Pallas Athene“ von Arno Breker am Eingang des unserer Schule nun zu einem guten vorläufigen Ende gelangt und wir warten gespannt auf die Fertigstellung der Neugestaltung unseres Eingangsbereiches.

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Der beschränkte Wettbewerb, den die Stadt Wuppertal 2023 auslobte, um die kontrovers diskutierte Skulptur der „Pallas Athene“ von Arno Breker vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium kritisch zu kommentieren, ist entschieden: Zur Ausführung kommen soll der Entwurf „Eulensicht“ von Azra Akšamija.

Bei der Arbeit „Eulensicht“ von Azra Akšamija handelt es sich um eine interaktive Skulptur. Einem münzbetriebenen Fernrohr ähnlich, lädt sie dazu ein, Arno Brekers Figur anzuvisieren und so die Verstrickung ihres Schöpfers in den Machtapparat des „Dritten Reiches“ sowie die ideologische Indienstnahme des Motivs der „Pallas Athene“ durch den Nationalsozialismus zu entdecken und zu reflektieren.

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Denn wer durch das „Fernglas“ in Form eines stilisierten Eulenkopfes schaut, sieht Brekers Statue gerahmt von der Kontur eines „Pallas Athene“-Kopfes im strengen Profil. Akšamija zitiert damit die nationalsozialistische Interpretation der Figur aus der antiken Mythologie, wie sie besonders prominent auf dem Umschlag des Katalogs zur „Großen Deutschen Kunstausstellung“ 1937 erscheint.

Bei Nacht erschließt sich eine weitere Dimension der „Eulensicht“. Dann wird Brekers „Pallas Athene“ mit Hilfe eines in die Konstruktion integrierten Projektors beleuchtet, der an die Wand der Schule ein Zitat von George Santayana wirft: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

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Azra Akšamijas „Eulensicht“ ergänzt die „Pallas Athene“ vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium nicht nur in dem Sinne, dass sie ihr eine neue, kritische Lesart hinzufügt. Sie stattet die Figur darüber hinaus mit einem Attribut aus, das Breker ihr vorenthalten hat, obwohl es fest zur klassischen Darstellungstradition gehört: einer Eule.

Am Wettbewerb um die künstlerische Kommentierung der „Pallas Athene“ haben sich außer Azra Akšamija beteiligt: Manaf Halbouni, Michaela Melián, Olaf Nicolai und Silke Wagner. Das Projekt wird großzügig gefördert und ermöglicht durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Zur Künstlerin:

 

Azra Akšamija ist eine österreichische Künstlerin und Architekturhistorikerin. Sie wurde 1976 in Sarajevo (Bosnien und Herzegowina) geboren und lebt und arbeitet in Boston/Mass. (USA). Akšamija ist ordentliche Professorin am Fachbereich Architektur des Massachusetts Institute of Technology und leitet dort das Programm für Kunst, Kultur und Technologie sowie das Future Heritage Lab. In ihrer künstlerischen Praxis und akademischen Forschung untersucht sie, wie soziales Leben durch kulturelle Voreingenommenheit sowie die Zerstörung kultureller Infrastrukturen im Kontext von Konflikt, Migration und Vertreibung beeinflusst wird.

Das künstlerische Schaffen von Azra Akšamija wurde international von zahlreichen renommierten Institutionen gewürdigt, zuletzt im Kunsthaus Graz, im Aga Khan Museum Toronto, in der Kästner Gesellschaft Hannover und auf der Architektur-Biennale Venedig 2021. Ferner zeigte sie ihre Arbeiten u.a. in der Wiener Secession, auf der Biennale in Venedig, und auf der Manifesta 7, und in Museen für zeitgenössische Kunst in Zagreb, Belgrad und Ljubljana, im Sculpture Center und im Queens Museum of Art in New York, in der Royal Academy of Arts in London, im Jüdischen Museum Berlin. Sie nahm teil an Biennalen in Mailand, Istanbul, Eindhoven und Amman.

Azra Akšamija hat zwei Master-Abschlüsse in Architektur von der TU Graz (2001) und der Princeton University (2004) erworben sowie einen Ph.D. in Theorie und Kritik der Kunst und Architektur vom MIT (2011). 2013 erhielt sie den Aga Khan Preis für Architektur für ihr Design des Gebetsraums im Islamischen Friedhof Altach, Österreich, 2018 den Kunstpreis der Stadt Graz und 2020 ein Ehrendoktorat des Montserrat College of Art, Beverly/Mass.  Sie ist Autorin von „Mosque Manifesto: Propositions for Spaces of Coexistence“ (Revolver Verlag, 2015) und „Museum Solidarity Lobby“ (Revolver Verlag, 2019). Als Herausgeberin verantwortete sie: „Architecture of Coexistence: Building Pluralism“ (ArchiTangle, 2020) und „Design to Live: Everyday Inventions from a Refugee Camp“ (MIT Press, 2021, gemeinsam mit R. Majzoub und M. Philippou herausgegeben).

 

 

Zum Wettbewerb:

 

Seitdem im Jahr 2003 die von Arno Breker geschaffene Skulptur der „Pallas Athene“ vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal-Elberfeld aus Protest von ihrem Sockel gestoßen wurde, wird immer wieder über ihren Verbleib am Standort diskutiert.

Im Dezember 2019 gipfelte die Auseinandersetzung in einer öffentlichen Podiumsdiskussion über die Frage: „Soll ein Breker vor einer Schule stehen?“ An der Diskussion nahmen teil: Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kunst und Wissenschaft, Brigitte Franzen, ehemalige Vorstandsvorsitzende der Irene und Peter Ludwig-Stiftung, Dr. Felix Krämer, Direktor des Museums Kunstpalast, Matthias Nocke, Kulturdezernent der Stadt Wuppertal, sowie der Geschichtslehrer Martin Schulte und zwei Schülerinnen des Gymnasiums. Die Skulptur abzureißen, wurde von der Mehrheit abgelehnt und ist aus denkmalschutzrechtlicher Sicht nicht erwünscht. Stattdessen wurde beschlossen, einen Wettbewerb für einen künstlerischen Kommentar aus zeitgenössischer Sicht auszuschreiben.

Zum historischen Hintergrund:

 

1954 beriet die Kunstkommission der Stadt Wuppertal über ein Kunstwerk für den Neubau des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums und lud daraufhin drei Künstler zu einem beschränkten Wettbewerb ein: Hans Rompel (Düsseldorf), Fritz Bernuth (Oberammergau) und Arno Breker (Düsseldorf).

Breker (Wuppertal-Elberfeld 1900-1991 Düsseldorf) war als typischer Vertreter des heroisierenden Neoklassizismus in exponierter Weise mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden: als Staatsbildhauer, „Gottbegnadeter“ und Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers war er einer der wichtigsten und stilbildenden Vertreter der nationalsozialistischen Ideologie und Kunstauffassung. So schuf er u.a. Monumentalskulpturen für das Olympiastadion 1936 und die Neue Reichskanzlei 1938.

Die großen NS-Städtebauprojekte, für die Breker die Bauplastik lieferte, wurden Ende 1939 kriegsbedingt eingestellt. Seine kontextlos gewordenen Bauplastiken wurden jedoch durch weiterhin Fotografie und Film als kanonisch verbreitet. Vor allem durch seine Präsenz in der Massenpresse erfüllte Brekers Werk die propagandistische Funktion, für die sein Name bis heute steht.

Warum fiel die Wahl 1954 auf Breker? Sein Name stand damals wie heute für künstlerischen Opportunismus und ideologische Instrumentalisierung der Kunst. Sein Bruder Hans, der ebenfalls in der NS-Zeit künstlerisch aktiv war, benannte sich in „van Breek“ um, als ihm 1948 die Hochschule für Architektur und Kunst in Weimar eine Professur anbot – unter der Bedingung, dass er seinen Namen ändere. Der Architekt Friedrich Hetzelt, ab 1953 Beigeordneter in Wuppertal, hatte unter anderem das neue Stadtbad (Schwimmoper) entworfen und war ständiges Mitglied der Kunstkommission. Da er während der NS-Zeit von Brekers Freund Albert Speer in die Planungen zur Neugestaltung der Reichshauptstadt einbezogen worden war, bestanden alte Verbindungen.

Wie aus den Sitzungsprotokollen der städtischen Kunstkommission in den 1950er Jahren hervorgeht, bestand zudem die Vorgabe, für Werke im öffentlichen Raum vorzugsweise einheimische oder in Wuppertal geborene Künstler einzuladen. Breker, der in Wuppertal-Elberfeld geboren worden war, erfüllte dieses Kriterium.

Im Zusammenhang mit Brekers Auftrag fällt auf, wie wenig nach dem Zweiten Weltkrieg über die NS-Kunst gesprochen wurde. In den Presseberichten zur Aufstellung der „Pallas Athene“ im Mai 1957 wurde Brekers nationalsozialistische Karriere kaum erwähnt. Die kunsthistorische Forschung beschäftigte sich zwar mit Brekers Schaffen für das nationalsozialistische Regime, stellte aber Fragen der künstlerischen Qualität in den Vordergrund und schenkten den Inhalten, der Propaganda und der politischen Instrumentalisierung von Kunst und Künstlern weniger Beachtung.

Die städtische Kulturpolitik der Nachkriegszeit zeigt sich deutlich an der künstlerischen Gestaltung des Johannisbergs. Am 26. Februar 1957 hatte die städtische Kunstkommission beschlossen, vor dem Neubau des Stadtbades am Johannisberg die Bronzeplastik „Great Seated Woman“ des britischen Bildhauers Henry Moore aufzustellen. Gut zwei Monate später wurde direkt nebenan auf dem Gelände des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums, ausgewählt von derselben Kommission, Arno Brekers „Pallas Athene“ der Öffentlichkeit übergeben. Die Widersprüchlichkeit dieser Entscheidung für zwei völlig gegensätzliche bildhauerische Positionen, die sich in zwei weiblichen Bronzefiguren für den öffentlichen Raum manifestieren, kann als sinnbildlich für eine Stadtentwicklungspolitik verstanden werden, die nach Krieg und Diktatur einen kulturellen Neubeginn anstrebte und zugleich an eingefahrenen Mustern festhielt. So erhielt denn auch Arno Brekers Bruder Hans 1956 den Auftrag zur Ausgestaltung der Innenräume des Wuppertaler Opernhauses mit Gipsreliefs.

Im Kontext der Kunst-am-Bau-Plastik in Wuppertal war die „Pallas Athene“ von Breker insofern eine Besonderheit, als die Darstellung einer Gestalt aus der griechischen Mythologie den Schulneubau nicht nur dekorieren, sondern auch als humanistisches Gymnasium kennzeichnen sollte. Die Figur „Pallas Athene“ nimmt zudem Bezug auf den Namensgeber Wilhelm Dörpfeld, der als Archäologe ab 1882 maßgeblich an den Ausgrabungen in Troja und ab 1885 an den Ausgrabungen auf der Akropolis in Athen beteiligt war.

Als Darstellung einer mythischen Figur steht Brekers „Pallas Athene“ in einer komplexen Darstellungstradition, die sich in über 2500 Jahren entwickelt hat. Die Vielfalt an stilistischen Variationen und figürlichen Haltungen, die jeweils auch mit unterschiedliche inhaltliche bzw. erzählerische Intentionen verfolgen, ist enorm. Zu den klassischen Attributen der Pallas Athene zählen Speer, Schild und Helm sowie (Brust-) Panzer und Gorgoneion. Vielfach wird sie von einer Eule begleitet, als einem Symbol ihrer Weisheit.

Neben den Großplastiken, welche die Göttin in repräsentativer Ruhestellung zeigen, ist der Typ der speerschwingenden Athena Promachos (Beschützerin im Krieg) aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. hervorzuheben. Diesem Figurentypus, der ein offensives, dynamisches Voranschreiten der Athene zeigt, ging ein archaischer, statisch abwehrender Typus voraus, auf den sich Breker mit seiner „Pallas Athene“ bezieht. Formal bezieht sich Breker insbesondere auf die Kunst der Archaik.

Von besonderem Belang für Brekers Werk und seine Bedeutung ist, dass Pallas Athene im „Dritten Reich“ gleichermaßen als Kunst- wie als Kriegsgöttin geschätzt und gezeigt wurde. Ihr Bild fand in der nationalsozialistischen Bildsprache breite und offensive Verwendung. So erschien Pallas Athene erstmals auf einer Plakette zum Reichsparteitag im Jahr 1933. 1937 wurde das nahezu identische Motiv als Titelblatt des Katalogs zur „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in München verwendet. Dieser Athene-Kopf, ergänzt um eine Fackel und einen Reichsadler mit dem Hakenkreuz in den Fängen, wurde schließlich 1938 als ständiges Titelblatt der Zeitschrift „Die Kunst im Deutschen Reich“ verwendet. Es avancierte damit gleichsam zum Logo einer „deutschen“ Kunst im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.

BU: Visualisierung des Entwurfs von Azra Akšamija. Copyright: Azra Akšamija

Verlauf des Verfahrens

 

7. Dezember 2022

Konstituierende Jurysitzung und Festlegung der Wettbewerbsbedingungen

Februar 2023

Erstellung einer Longlist möglicher Künstler*innen bzw. Künstlergruppen durch die Jury

18. April 2023

1. Jurysitzung: Diskussion der Longlist, Diskussion und Beschluss des Auslobungstextes

6. Juni 2023

Fachkommissionssitzung zur Vorbereitung der Shortlist

22. Juni 2023

2. Jurysitzung: Erstellung der Shortlist, bestehend aus zehn Künstler*innen bzw. Künstlergruppen

August 2023

Einladung der Künstler*innen bzw. Künstlergruppen auf der Shortlist zur Teilnahme am Wettbewerb

bis Januar 2024

Einreichung der Wettbewerbsbeiträge (von Azra Akšamija, Manaf Halbouni, Michaela Melián, Olaf Nicolai und Silke Wagner);
anschließend formale Vorprüfung aller Entwürfe unter Beteiligung der Schulgemeinde, des Gebäudemanagements der Stadt Wuppertal, der Unteren Denkmalbehörde und des Bereichs Städtebau

20. Februar 2024

Finale Jurysitzung: Auswahl des Siegerentwurfs

24. April 2024

Bekanntgabe der Wettbewerbsergebnisse

bis Ende 2024
(Planung)

Umsetzung des Siegerentwurfs

 

Zusammensetzung der Jury:

 

Stimmberechtigte Fachpreisrichter:innen:

Wolfgang Brauneis, Kunsthistoriker

Birte Fritsch, Zentrum für verfolgte Künste Solingen

Nora Jaeger, Kunsthistorikerin

Eckehard Lowisch, Künstler

Dr. Roland Mönig, Direktor Von der Heydt-Museum Wuppertal

Matthias Nocke, Kulturdezernent der Stadt Wuppertal

Charlotte Perrin, Künstlerin

Mira Sasse, Künstlerin

Susanne Titz, Direktorin Museum Abteiberg Mönchengladbach

Stimmberechtigte Sachpreisrichter:innen:

Heiner Fragemann, Kulturausschuss der Stadt Wuppertal

Dr. Rolf Jürgen Köster, Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt Wuppertal

Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Claudia Schweizer, Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium Wuppertal

Christina Stausberg, Bezirksvertretung Wuppertal-Elberfeld

Anke Woelky, Bezirksvertretung Wuppertal-Elberfeld

Sachverständige:

Stefan Koldehoff, Journalist

Florian Schrader, Bereich Denkmalschutz

Marie-Christine Zacharias, Bereich Stadtentwicklung und Städtebau

 

Formale Kriterien bei der Vorprüfung der eingereichten Wettbewerbsbeiträge:

 

- fristgerechter Eingang

- Vollständigkeit der Unterlagen

- Einhaltung des Kostenrahmens

- Einhaltung der Vorgaben des Denkmalschutzes

- Beurteilung der Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit sowie der bautechnischen Aspekte aus Sicht der Schulgemeinde, des Gebäudemanagements Wuppertal und des Bereichs Städtebau

 

Unterlagen aus der Pressekonferenz vom 24.04.2024 am WDG 

 

 

 

 

 

Die Geschichte des Wilhelm Dörpfeld-Gymnasiums

Dieser Artikel basiert auf dem Wikipediaeintrag zu dem Stichwort Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium. Vollständig finden Sie ihn unter: Link zu Wikipedia

Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium ist ein altsprachlich orientiertes Gymnasium in Wuppertal am Johannisberg unterhalb der Stadthalle. Es ging aus der 1592 eingerichteten Elberfelder Lateinschule hervor, die 1824 als „Evangelisches Gymnasium“ anerkannt wurde. Seit 1936 ist das Gymnasium nach dem ArchäologenWilhelm Dörpfeld benannt, der hier zur Schule gegangen war.

Eine Schule bestand in Elberfeld schon vor der Reformation. Urkundlich fassbar wird ein gewisser Johan Sinschet als „scholmester“ erst im Jahre 1519.[1] Diese Schule war jedoch nur eine sogenannte „Deutsche Schule“ ohne Fremdsprachenunterricht, vergleichbar einer Volksschule. Das alte Elberfelder Gymnasium führt seinen Ursprung daher erst auf das Jahr 1592 zurück, in dem die reformierte Gemeinde zu Elberfeld der Deutschen Schule eine Lateinklasse anschloss, die unter einem eigenen Rektor stand und in der Unterricht in Latein, Griechisch und Hebräisch erteilt wurde. Dies war der Beginn eines Schulunterrichts mit gymnasialem Charakter im heutigen Wuppertal. Finanziert wurde die Lateinklasse aus dem umgewidmeten Stiftungsvermögen des ehemaligen Katharinenaltars. Ihr Zweck war die Vorbereitung künftiger Gelehrter auf den Besuch einer Hohen Schule (im 17. Jahrhundert meist Herborn) oder Universität.  

Deutsche Schule und Lateinschule bestanden bis zur Ausgliederung der Realschule 1830 unter einem Dach. Das ursprüngliche Schulgebäude auf dem Kirchhof der ehemaligen Laurentiuskirche fiel 1687 dem Elberfelder Stadtbrand zum Opfer. Deutsche und Lateinische Schule fanden eine Notunterkunft im „Hospital“ (Armenhaus) am Mäuerchen, bis man 1718 in einen Neubau am reformierten Kirchplatz ziehen konnte. 1821 zog die Schule in das ehemalige Vereinshaus der Lesegesellschaft an der Grünstraße (heute an diesem Platz: der Kaufhof), 1876 ins Gebäude der Gewerbeschule am Döppersberg. 1893 bezog sie am heutigen Standort (damals „Kölner Straße 41/45“) einen Neubau, der jedoch 1943 im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Die Schule wurde ausgelagert, ein Teil der Schülerschaft ins thüringische Gera evakuiert. Nach dem Krieg setzten Anfang Oktober 1945 einige Lehrer und Schüler den Schulbetrieb im Sparkassengebäude am Mäuerchen (heute Standort des City-Centers) fort. Der heutige Neubau am letzten regulären Standort (nunmehr „Johannisberg 20“) wurde in den 1950er Jahren errichtet.

In den Wirren des Spanisch-Niederländischenund des DreißigjährigenKrieges und der Gegenreformationkam auch in Elberfeld der
Schulbetrieb vorübergehend zum Erliegen. Die preußische Regierung erkannte 1824 die Lateinische Schule als „evangelisches Gymnasium“ an. Für den unabhängigen Fortbestand des Gymnasiums setzte sich vor allem der Bankier Daniel von der Heydt in seiner Eigenschaft als damaliger Scholarch 1833 persönlich beim preußischen König Friedrich Wilhelm III. ein. Den an preußischen Gymnasien ehemals hohen wissenschaftlichen Anspruch bezeugen die in Elberfeld seit 1831 bis wenigstens 1929 jährlich herausgegebenen Schulprogramme, die neben den Lehrplänen und Prüfungsfragen bis zur Jahrhundertwende auch stets einen fachwissenschaftlichen Aufsatz eines Mitglieds des Kollegiums enthielten. [...]

1931, zwei Jahre nach der Vereinigung Barmens und Elberfelds zur Stadt Wuppertal erfolgte der Zusammenschluss des Elberfelder Gymnasiums mit dem Barmer Gymnasium unter der Kompromiss-Bezeichnung „Barmer Gymnasium zu Elberfeld“. Da das alte Barmer Gymnasium auf die 1579 gegründete „Amtsschule“ zurückging, feierte das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium 2004 sein 425-jähriges Bestehen. Zu einer Lateinschule war die armer „Amtsschule“ jedoch erst um 1600 geworden. 

Um einer propagandistischen Umbenennung durch die Nationalsozialisten in „Langemarck-Schule“ zuvorzukommen, wählte 1936 das Stiftungskuratorium einen verdienten ehemaligen Schüler, den Altphilologen und Troja-Ausgräber Wilhelm Dörpfeld als Namensgeber.
1953 wurde die Patenschaft für das von 1308 bis 1945 bestehende Stadtgymnasium [...]

1957 wurde im Eingangsbereich zum Schulhof eine von dem umstrittenen Bildhauer Arno Breker geschaffene Statue der griechischen Schutzgöttin der Wissenschaften Pallas Athene aufgestellt. Nachdem die Skulptur 2003 umgestürzt und beschädigt worden war, weist nunmehr eine Tafel auf die kritische Auseinandersetzung mit der Problematik Brekers hin.

Nachdem der größte Raum der Schule bis dato nur 130 Personen fasste, erhielt sie im Jahr 2007 erstmals seit der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder eine eigene Aula. Entworfen wurde das Gebäude vom Wuppertaler Architekten Christoph Goedeking,finanziert wurde der Bau großteils durch Sponsorenprojekte im Rahmen der 425-Jahr-Feier 2005. Durch Ehemalige und Förderer der Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium Schule kamen mehr als eine Million Euro zusammen.
Weiterhin besteht seit 2009 eine eigene Schulbibliothek. Durch den Neubau der Aula ist der entsprechende Raum frei geworden und beherbergte bis zu 4000 Medien, darunter über 3500 Bücher. In dem Raum sind neben einigen Computern zur Internetrecherche auch zahlreiche Einzelarbeitstische vorhanden.
Schulleiterin ist seit dem Schuljahr 2011/2012 Claudia Schweizer-Motte. Im Sommer 2015 begann eine dreijährige Sanierungsphase, im Laufe derer die Schulgebäude auf moderne technische und energetische Standards gebracht werden. Im Zuge der Vorbereitung dieser Sanierung wurde 2012 Asbest im Wandputz gefunden, wurde jedoch nicht als gesundheitsgefährdend deklariert. Für die Dauer der Sanierung wurde das ehemalige Gebäude der Justizvollzugsschule Nordrhein-Westfalen auf der Hardt angemietet. Die notwendigen Sanierungskosten, um dort einen Schulbetrieb zu ermöglichen, betrugen etwa 650.000 Euro. Am 9. Januar 2019 begann der Unterricht nach zwei Sonderferientagen aufgrund des Umzuges im neu sanierten Schulgebäude am Johannisberg. [...] Planmäßig soll das neue Schulgebäude inklusive des dann fertiggestellten Schulhofs am 10. Juli 2019 mit einem Einweihungsfest eröffnet werden. [...]

Berühmte ehemalige Schüler sind:

Werner Teschenmacher (1590–1638), Humanist und reformierter Theologe
Caspar Sibel (1590–1658), reformierter Theologe
Daniel von der Heydt (1802–1874), Bankier, Unternehmer und Politiker
Johann Anton Friedrich Baudri (1804–1893), Generalvikar und Weihbischof
August Rauschenbusch (1816–1899), baptistischer Theologe
Louis de Leuw (1819–1858), Allgemeinmediziner, Augenarzt, Chirurg
Friedrich Engels (1820–1895), Gesellschaftstheoretiker und Ökonom
Victor Weidtman (1853–1926), Manager und Politiker
Friedrich Philippi (1853–1930), Historiker und Hochschullehrer
Wilhelm Dörpfeld (1853–1940), Archäologe (Olympia, Troja, Tiryns, Pergamon) und Bauforscher
Hugo Reich (1854–1935), evangelischer Geistlicher
Karl Ebermaier (1862–1943), Gouverneur von Kamerun
Wilhelm Pfitzinger (1864–ca. 1926), Chemiker
Oscar Bluemner (1867–1938), Maler der Moderne
Adolf Schulten (1870–1960), Archäologe (Numantia, Tartessos)
Eugen Schmalenbach (1873–1955), Wirtschaftswissenschaftler
Gerson Stern (1874–1956), Schriftsteller
Eduard von der Heydt (1882–1964), Bankier und Kunstsammler
Julius Schniewind (1883–1948), evangelischer Theologe in der Bekennenden Kirche
Alfred Landé (1888–1976), Physiker
Martin Niemöller (1892–1984), evangelischer Theologe in der Bekennenden Kirche
Hans Dichgans (1907–1980), Jurist, Manager und CDU-Politiker
Hans Wolfgang Singer (1910–2006), Ökonom
Heinz-Georg Klös (1926–2014), Direktor des Berliner Zoos
Klaus Baltzer (1928–2017), Theologe (Alttestamentler)
Johannes Rau (1931–2006), Politiker (Bundespräsident 1999–2004)
Willfried Penner (* 1936), Staatsanwalt, SPD-Politiker (Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 2000–2005)
Wilfried Barner (1937–2014), Literaturwissenschaftler (Lessing-Experte)
Jan Wilhelm (* 1942), Jurist und Hochschullehrer an der Universität Passau
Peter Kowald (1944–2002), Free-Jazz-Musiker
Manfred Frank (* 1945), Philosoph und Hochschullehrer
Jochen Wilhelm (* 1945), Wirtschaftswissenschaftler
Axel Dirx (1946–2017), Gewerkschafter und Politiker
Lars U. Scholl (* 1947), Seefahrtshistoriker
Eleonore Weisgerber (* 1947), Schauspielerin
Peter Jung (* 1955), bis 2015 Oberbürgermeister von Wuppertal
Wolf Hoffmann (* 1959), Rockmusiker
Ralph Tepel (* 1964), Maler und Bildhauer
Christoph Maria Herbst (* 1966), Schauspieler
Stefan Koldehoff (* 1967), Journalist und Autor
Steffen Möller (* 1969), Kabarettist
Klaus Müller (* 1971), Politiker und Verbraucherschützer
Tobias Zielony (* 1973), Fotograf
Friedrich Adolf Wilhelm Diesterweg (1790–1866), Pädagoge
Heinrich Karl Brandes (1798–1874), Reiseschriftsteller
Dietrich Wilhelm Landfermann (1800–1882), Pädagoge und Politiker
Adolph Kolping (1813–1865), Priester und „Gesellenvater“
Wilhelm Crecelius (1828–1889), Historiker
Georg Kaibel (1849–1901), klassischer Philologe
Ewald Gnau (1853–1943), Botaniker
Wilhelm Ohnesorge (1855–1943), Historiker
Hans von Arnim (1859–1931), klassischer Philologe
Hermann Zivi (1867–1943), Kantor und Komponist
Joseph Norden (1870–1943), Rabbiner
August Frickenhaus (1882–1925), Archäologe
Edmund Bigott (1910–1943 (vermisst)), klassischer Philologe
Johann Leonhard Weidner (1588–1655), Humanist
Hermann Crusius (1640–1693), lateinischer Dichter
Karl Wilhelm Bouterwek (1809–1868), Gründer des Bergischen Geschichtsvereins
Karl Bardt (1843–1915), klassischer Philologe
Richard Hoche (1854–1906), klassischer Philologe
Klaus Zentara (1936–2004), Historiker
Karl-Wilhelm Weeber (* 1950), Historiker und Altphilologe

[...]